SELBSTAUSLÖSER (WEITERES EUROPA)

Italien, Österreich, Tschechien, Polen, Bulgarien, Ukraine, Russland. Im Kapitel 'Weiteres Europa‘ finden sich alle europäischen Länder, die aufgrund fehlender Artenvielfalt ihrer Selbstauslöser keine Platzierung für ein eigenes Kapitels erhalten haben.

1928: DREM 'AUTODREM' (ÖSTERREICH)

Der Autodrem ist schwarz lackiert, hat einen roten Handgriff, misst 11 cm und wiegt nur 15 Gramm. Zum Spannen drückt man den Handgriff vollständig hinein. Beim Loslassen beginnt die Spindel erst langsam zu steigen, um zum Schluss mit einer kurzen und raschen Bewegung die Auslösung zu bewirken. Die Schubgeschwindigkeit kann durch Drehen des geriffelten Kopfes geregelt werden. Dabei sind Zeiten bis zu mehreren Minuten einstellbar.

Dr. Emil Mayer (1871-1938) war Wiener Jurist und Fotograf. 1919 gründete er die 'Drem-Zentrale' zur Herstellung und Vertrieb von fotografischem Zubehör. Zu seinen eigenen Produkten gehörten neben dem Autodrem vor allem Belichtungsmesser (Cinophot, Dremo, Dremoscop, Electrodrem, Justodrem, Justophot, Largodrem, Leicascop u. ä.).

1935: FED 'МАСЛЯНЫЙ АВТОСПУСК' (UKRAINE)

Leicas waren schon immer sehr beliebte Kameras - auch bei anderen Herstellern. Im Jahr 1934 begann in der UdSSR der Nachbau einer 'Leica II (D)' durch die Dzerzhinsky-Kommune FED in Kharkov. Die so entstandene Kamera hatte wie das Original noch keinen eingebauten Selbstauslöser. Leitz bot zu dieser Zeit alllerdings auch den DIREKT an, der ebenfalls kopiert werden konnte. Aus dem eigentlich vernickelten Modell entstand so diese verchromte Kopie, am Kopf mit der Beschriftung ФЭД.

1936: DUL-PEN SOFIA (BULGARIEN)

Auch wenn aktuell nicht geklärt ist, welche Firma sich unter dem Namen 'Dul-Pen' versteckt, lässt sich über die zweite Zeile der Gravur zumindest deren Standort festlegen: Sofia. Bei den Dul-Pen Sofia handelt es sich um handelt es sich ansonsten um zwei gewöhnliche Autoknips Mod. I und II. Ungewöhnlich ist lediglich, dass Klapprott hier vollständig auf den Namen Autoknips verzichtete. Die seitliche Zahl des Herstellungsjahrs ergibt bei den vorliegenden Exemplaren einen Zeitraum von 1936 bis 1940.

1936: UNBEKANNTES GERÄT (PROTOTYP VON FED?)

Dieses Gerät scheint einer der ersten Versuche zu sein, eine Leica mittels eines Zubehörs selbsttätig auszulösen. Dabei ist kein spezielles Gewinde erforderlich, das es einfach auf den Blitzlichtfuß gesteckt wird und von dort im richtigen Abstand den Auslöseknopf bewegt.

Hersteller und Produktionsjahr sind leider nicht bekannt. Die Kombination aus vernickeltem Gehäuse und teils bereits verchromten Teilen lassen auf Mitte bis Ende der 30er Jahre schließen, die Verarbeitungsspuren auf Handarbeit, wobei die komplexe Konstruktion eine einfache Hobbykellerbastelei fast ausschließt. Der Aufsteckfuß und der Auslöseknopf ähneln sehr stark dem Selbstauslöser von FED, möglicherweise ein Prototyp.

1937: FED 'ЗЕРКАЛЬНЫЙ АВТОСПУСК' (UKRAINE)

Im Jahre 1937 erschien von FED eine originelle Eigen­entwicklung eines Selbstauslösers mit Uhrwerk: der FED Spiegel-Selbstauslöser. Er lässt sich auf den Sucherschuh der Kamera setzen und wirkt direkt auf den Auslöseknopf.

Als weiteres Merkmal besitzt dieses Modell auf der Rückseite eine konvexe Spiegelfläche, die es dem Fotografierenden erlaubt, selbst den Bildausschnitt zu erkennen. Seriennummern bis 12xxx sind bekannt.

1950: ENRICO FERRO AUTOSCATTO 'KID' (ITALIEN)

Der Kid besitzt gegenüber dem Direkt eine den Auslöse­stift schonende Spanntechnik, eine konstante Vorlaufzeit und einen rostfreien Aluminiumkörper. Es gab ihn als Modell Normal, Rollei und Leica, spätere Ausführungen auch als Typ "Punto Rosso" mit rotem Signalpukt.
Zum Spannen zieht man die obere Kappe bis zum Anschlag nach oben und schraubt ihn dann schnell in das Verschlussgewinde. Der Zeitpunkt der Auslösung lässt sich durch Markierungsstriche am Zylinderkörper verfolgen. Die Vorlaufzeit beträgt etwa 20 Sekunden und ist durch die Verwendung von Silikonpaste nahezu temperatur­unabhängig.

1954: ELCHRON POLNÁ SAMOSPOUŠŤ (TSCHECHIEN)

Der Elchron Polná ist ein kleiner und dicker Momentauslöser mit ungewöhnlicher, in der Regel schwarzer Hammerschlag­lackierung. Noch ungewöhnlicher sind Exemplare in oliv­grün, wobei eine durch die Farbwahl assoziierte Tarnwirkung im Outdoor-Bereich durch die rot lackierte Signalscheibe zunichte gemacht werden würde.

Die tschechische Genossenschaft Elchron Polná war neben der Herstellung von fotografischem Zubehör hauptsächlich im Bereich Herstellung und Reparatur von Uhren, insbesondere Stoppuhren, tätig.

1954: DENOFOT SAMOWYZWALACZ (POLEN)

Im März 1953 gründeten Mariana Dekerta & Janek Nowakowski im polnischen Poznań den Produktions­betrieb für fotografisches Zubehör (Wytwórnia Przyborów Fotograficznych) DENOFOT. Zu ihren Produkten gehörten überwiegend Blitzgeräte, Belichtungs­messer und Kopierrahmen sowie dieser Selbstauslöser. Er ist dem hydraulischen Direkt nachempfunden, besitzt jedoch ein Gehäuse aus Aluminium.

1955: INCO SAMOWYZWALACZ (POLEN)

Die sozialistische Antwort auf den Autoknips II und die Nummer eins unter den Krachmachern: der 'Inco' Samowyzwalacz der Centrala Przemyslowo-Handlowa Inco aus Warschau. Neben seinem markanten Ablaufgeräusch besticht dieses Gerät durch sein Material: Das Gehäuse besteht aus schwarzem Bakelit, die Front aus einer Aluminiumplatte, die anderen Teile aus vernickeltem Messing, aufgepeppt durch zwei rote Lacktupfer.
Die Technik entspricht einem Autoknips II. Nach dem Auf­ziehen wird der Inco durch Niederdrücken des Auslöse­stempels gespannt. Die Greiferschiene kann dabei jederzeit in ihrer Höhe verändert werden. Der Sperrhebel befindet sich auf der Rückseite des Geräts. Die Einstellungen werden wie beim Peegee Zeitauslöser mit Z und O bezeichnet (zu/offen).

1955: LENINGRAD АВТОСПУСК (RUSSLAND)

Diese beiden Selbstauslöser stammen von der Genossenschaft „Metallist“ der Metall­arbeiter in Leningrad (Артель „Металлист“ г. Ленинград), politisch korrekt mit Linksaufzug. Typisch russisch ist auch der Schiebeknopf auf der Unterseite, der den Ablauf des Uhrwerks stoppt. Varianten mit und ohne Signalscheibe sind bekannt. Die rückseitige Prägung ‘Л-д‘ heißt auf Deutsch ‚L-D‘ und steht als Abkürzung für Leningrad. Aus dem Betrieb wurde 1966 die LOMO, deren eigenwillige Kameras in den 90er Jahren die Bewegung der Lomographie auslösten.

1956: KMZ АВТОСПУСК (RUSSLAND)

Die bekanntesten Kameras der KMZ (Krasnogorskiy Mechanicheskiy Zavod) heißen Zorki, Zenit und Horizont. Ihr Selbstauslöser dagegen hat keinen eigenen Namen. Mittels eines seitlichen Hebels lässt er sich einfach aufziehen, über einen Bajonett-Anschluss arretieren und direkt an einen Kamera­verschluss schrauben. Die Vorlaufzeit kann über eine Stellschraube an Kopf des Auslösers reguliert werden. Durch eine kleine Bohrung im Druckzylinder ist ein plötzlicher Luftausgleich möglich, was trotz kleiner Abmessungen einen sehr kräftigen Auslösehub bewirkt.

1957: AT 'AФС' (RUSSLAND)

Diese beiden Momentauslöser wurden von der Genossenschaft der Behinderten­werkstatt „Banner“ (Артель инвалидов „Знамя“) in Tosno hergestellt. Das Modell АФС-1 besitzt an der linken Seite einen orangefarbenen Schiebe­knopf und die Beschriftung ХОД (Gang) und СТОП (Stop). Modell АФС-2 ist bis auf das rückseitige Logo AT unbeschriftet und trägt den Schiebeknopf auf der Unterseite. Beide Geräte sind rundum vernickelt, spätere Modelle haben eine schwarze Hammerschlag-Lackierung. Ihr Gehäusemaß beträgt jeweils 44 x 22 mm, die Vorlaufzeit 10-15 Sekunden.

1959: MASLENNIKOV АВТОСПУСК 'ЗИМ' (RUSSLAND)

Das Maslennikov-Werk (Завод имени Масленникова, „ЗиМ“) in Kuibyschew wurde 1911 als metallverarbeitende Fabrik gegründet. 1938 begann die Serienproduktion von Taschen- und Armbanduhren, seit 1949 die Produktion allgemeiner Konsumgüter, darunter auch zwei Selbstauslöser.

Beide Modelle sind verchromte Zeitauslöser bis sieben Sekunden, wobei Mod. 2 klassisch für Drahtauslöser geeignet ist. Mod. 1 besitzt zusätzlich einen Anschluss zum direkten Ein­schrauben an den Verschluss. Ohne diesen Nippel lassen sich die Modelle nur noch über die Farbe der Schrauben unterscheiden. Oder einen Blick in die Gebrauchsanweisungen, die die Geräte ausführlich beschreiben.

letzte Änderung: 31.10.20