Diese Themenseite gilt allein einer bestimmten Selbstauslöser-Reihe und beschreibt deren Entwicklung in chronologischer Folge.

LEICA

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Leica-Glocke seit etwa 1927, Gewinde rund um den Auslöseknopf.

Erst 1954 ist Leitz mit der Einführung der Leica M3 auf den ISO-Anschluss umgeschwenkt.

Dennis Laneys Leica Accessory Guide (Seite 87)

um 1930: Unbekanntes Gerät

Einer der ersten Selbstauslöser für Leica zeigt sich mit diesem Gerät. Es handelt sich hierbei um einen Momentauslöser mit passender Leica-Glocke zum direkten Aufschrauben an den Auslöseknopf. Zum Spannen zieht man den oberen Knopf in die Höhe, wobei nach Loslassen eine Federung mit pneuma-tischer Hemmung den Stift wieder in seine Ausgangslage bewegt und so die Kamera auslöst.

Zum Hersteller und Produktionsjahr gibt es bislang keine Hinweise, jedoch schrieb im Jahre 1932 die Firma E. Leitz bei der Empfehlung des Weberschen Direkt für Leica etwas von "früheren Ausführungen", wobei möglicherweise auch dieser Selbstauslöser gemeint war.

1932: ERNST LEITZ 'DIREKT'

Dr. Carl Weber aus Kiel konstruierte seinen hydraulischen Selbstauslöser Direkt seit 1932 auch mit Leica-Glocke, der mit dem Hochziehen einer geränderten Hülse gespannt und mit leichter Drehung arretiert werden konnte. So konnte man den Selbst­auslöser zunächst auf die Kamera schrauben und ihn erst bei Bedarf starten. Auch war ein erneutes Spannen möglich, ohne den Direkt dafür abzunehmen zu müssen.

Die Firma Ernst Leitz war voller Lobes und schrieb: Wir haben diesen Auslöser eingehend auf seine Verwendungs­möglichkeit für die „Leica“- Kamera geprüft. Es freut uns, Ihnen mitteilen zu können, daß wir den Selbstauslöser für sehr gut befunden haben und ihn auch für besser halten als die früheren Ausführungen."
Leitz nahm dieses Modell unter dem Telegramm­wort DIREKT für die nächsten sechs Jahre in ihr Verkaufs­programm.

1933: EINE WEITERE LEICA-NEUHEIT

Beflügelt vom Erfolg seines Direkt für Leica erweiterte Dr. Carl Weber das Gerät zum Zeitauslöser, einstellbar von 0,3 bis ca. 15 Sekunden. Die Öffnung, Belichtung und Schließung sollte voll automatisch erfolgen, geräuschlos und ohne jede Erschütterung.

Dieser neue Direkt fand jedoch aufgrund unzureichender Genauigkeit der Belichtungs­zeiten keinen Absatz. Seine Herstellung wurde nach kurzer Zeit wieder eingestellt. Er ist als Leica-Zubehör praktisch unbekannt.

1935: GRUNDLAGEN DES 'APDOO'

Die Nachfrage an einen optimalen Selbstauslösern stiegt, wobei auch die Kritik an der unkalkulierbaren Vorlaufzeit des DIREKT lauter wurde. In Wetzlar wurde daher beschlossen, einen eigenen Selbst­auslöser mit zuverlässiger Uhrwerkshemmung und aus der Ferne sichtbarem Ablauf zu konstruieren.

Mit einem ersten Konzept für ihren zukünftigen APDOO reichte Leitz dazu am 3. Juli 1935 einen Eilantrag im Reichspatentamt ein „mit der Bitte, die Behandlung um 3 Monate aussetzen zu wollen.

Der Eintrag in die Gebrauchsmusterrolle erfolgte dann am 26. November des Jahres, wobei die endgültige Marktreife des APDOO noch weit entfernt war.

1935: ERNST LEITZ 'HEBOO'

Eine zuverlässige Konstruktion in der Regulierung längerer Belichtungszeiten fand Leitz im Patent DRP 604613 der Herren Harzer, König und Muck aus Chemnitz. Leitz erwarb bereits Anfang 1934 die Rechte an diesem Federwerk­auslöser und meldete diese auch in der Schweiz und in Frankreich an.

Im August 1935 erschien daraus das Hemmwerk HEBOO, das eine exakte Regulierung der Objektiv-Verschluss­szeit von ⅛, ¼, ½ oder 1 Sekunde ermöglichte.

Neben dem schwarz lackierten Gehäuse sind alle Teile ver­nickelt, in der Nachkriegsversion verchromt. Ein passendes Lederetui war unter dem Telegrammwort ETOOQ erhältlich, in Kombination als HEOOL. Der HEBOO wurde bis 1969 nahezu unverändert verkauft.

1935: ERNST LEITZ 'DIROM'

Während sich die endgültige Marktreife des APDOO weiter vorzögerte,

DIROM
(siehe auch Leica-Wiki.de).

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1936: E. LEITZ N.Y. 'DIRON'

Unter dem Telegramm­wort DIRON wurde 1936 bei E. Leitz, New York ein Selbstauslöser angeboten, der sowohl Moment-, als auch Zeitaufnahmen von ½ bis 10 Sekunden erlaubte (siehe auch Leica-Wiki.de). Zu ihm existieren heute nur noch wenige Hinweise und praktisch keine verwertbare Abbildung. Um diesen Mythos nicht zu zerstören, möchte ich auch hier darauf verzichten.

1936: HAKA 'LEICA-AUTOKNIPS'

Während E. Leitz, Wetzlar noch an der Konstruktion des hauseigenen Selbstauslösers APDOO für die Leica werkelte, meldete Heinrich Klapprott seinerseits ein eigenes Gebrauchsmuster für einen Selbst­auslöser speziell „für die unter dem Warenzeichen Leica bekannten Kameras“ an. Dieser bestand im Wesentlichen aus einem Uhrwerk des allseits bewährtem Autoknips I und einer zusätzlich auf der Unter­seite angebrachten Leica-Glocke, die nun das direkte Aufschrauben an die entsprechende Kamera ermöglicht.

Der Leica-Autoknips war mit 6,50 RM durchaus erschwinglich und vor allem einfach in seiner Anwendung, dass er dem DIROM und dem DIRON ein schnelles Ende setzte.

Das Modell wurde als Autoknips III von der Hamburger Autoknipsfabrik nahezu unverändert bis ins Jahr 1973 hergestellt.

1936: RECTA 'PHOTOCLIP'

Von Erfolg des Autoknips beflügelt, wurde nach dem gleichen Prinzip der Photoclip für Leica entwickelt. Die Schweizer setzten sogar noch eins drauf und entwickelten ihren Photoclip Direkt mit einem abschraubbaren und damit austauschbaren Ansatz, so dass man den runden Selbst­auslöser für Compur, Leica oder mit langem Ansatz für Rollei verwenden konnte, wobei die Ansätze auch einzeln angeboten wurden.

1938: ERNST LEITZ 'APDOO'

Nach über dreijähriger Entwicklungsarbeit brachte Leitz nun einen eigenen Selbstauslöser auf den Markt, gesetzlich geschützt als DRGM 1356712. Seit Oktober 1938 erhielt man unter dem Codewort APDOO dieses begehrte Leica-Zubehör, schwarz lackiert mit der typischen Glocke zum Anschrauben auf die Leica. Ein passendes Wildlederetui war unter dem Telegramm­wort APOOM erhältlich, in Kombination als ASKOO.

Die erste Ausführung war in seinen Metallkomponenten vernickelt und trug auf der Vorderseite die Aufschrift “auslösen Werk ablaufen lassen".

1939: VARIATIONEN DES 'APDOO'

Wie auch bei Leicas gab es beim APDOO kleinere Variationen, die für Sammler nicht unbemerkt bleiben. Typisch für die Vorkriegsausführung ist der zylindrische Kopf und eine schwarze Aufzugscheibe mit metallischem Signalpunkt.

Seit Anfang 1939 wurde verchromt statt vernickelt, im Mai 1939 dann die Aufschrift “auslösen Werk ablaufen lassen" durch das Firmenlogo ersetzt und seit September 1939 dieses zusätzlich mit dem Wort "Germany" versehen.

1946: EIN NEUER 'APDOO'

Charakteristisch für den APDOO in seiner Nachkriegsausführung ist sein pilzförmiger Kopf. Auch sollen ein Pfeil über dem Firmen­logo und ein Pfeil auf der Aufzugscheibe seine Handhabung erleichtern.

Die Aufzugscheibe war zunächst noch wie bei seinen Vorgängern schwarz lackiert und trägt einen weißen Pfeil, wurde dann ab etwa 1949 verchomt und mit schwarzem Pfeil und Signalpunkt versehen, wie die Abbildung zeigt und in Dennis Laneys Leica Accessory Guide (Seite 87) als 'Late APDOO' beschrieben ist.

Im neuen Look war außerdem das Lederetui APOOM aus braunem Glattleder mit geprägtem Firmenlogo.

1950: NACHFOLGER DES 'DIREKT'

Nach Ende des II. Weltkriegs ließ Carl Webers Neffe Karl Foitzik die Produktion des Direkt wieder aufleben. Das Nachkriegsmodell für Leica hat einen schmaleren Spannring und trug statt dem ursprünglichen „D.R.P“ nun die Prägung „Germany“.

1950 stellte Karl Foitzik dann den Selbstauslöser Rex als direkten Nachfolger des Direkt vor. Andere hydraulische Selbstauslöser folgten, wie z. B. der italienische Kid, der französische Gitzo Auto-Retardateur oder der amerikanische Service, doch obwohl sie alle für Leica bestimmt waren, wurde keiner dieser Selbst­auslöser von E. Leitz vertrieben.

1950er: WEITERE MODELLE FÜR LEICA

nn (eckig, verchromt)

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1957: 'APDOO' FÜR LEICA M2

Seit Ende 1957 wurde die Leica M2 als abgespeckte Alter­native zur Leica M3 angeboten, wobei zunächst auch auf den sonst eingebauten Selbstauslöser verzichtet wurde. Da zum Nachrüsten der M2 ein gewöhnlicher Apdoo mit Leica-Glocke nicht geeignet war, wurde eigens dieses passende Modell mit einem Compur-Gewindeanschluss konstruiert.

Das Konzept wurde jedoch schnell wieder verworfen. Statt­dessen wurde die M2 zunächst optional mit eingebautem Selbst­auslöser angeboten, ab 1959 war er selbstverständlich.

1965: ENDE DES APDOO

Mittlerweile hatten alle neuen Leicas einen eingebauten Selbstauslöser, so dass die Nachfrage an einen APDOO stetig schwand. Das endgültige Aus lieferten japanische Selbstauslöser, die seit 1963 auch in Deutschland angeboten wurden.

letzte Änderung: 04.05.2020